Letzten Winter konnten  Kultur-, Geschichts- und Literaturliebhaber eine Vortragsreihe im Seminarraum des deutschen Soldatenfriedhofs in Lommel genießen. Mittwochabends unter dem Titel Vrijspraak – eine unorthodoxe Übersetzung von freier Rede – sprachen 5 Redner .

Eröffnet wurde unsere Wintervortragsreihe im November von Staf Hendrickx mit seinem Buch „Van Mammoet Tot Big Mac“. Der zweite Redner war unser Kollege Guy Cardeynaels, welcher eine Präsentation über seine Veröffentlichung „Hoeveel Kost Een Tapir? 28x Kort Over God „ gab –  ein Buch, welches sich mit theologischen und religiösen Themen beschäftigt. Angestachelt von vielen Fragen läuft der Autor Gott hinterher. Vom flämischen Polder bis zu den Hügeln von Neuengland, vom Gefängnis in Hasselt bis zu den Bergen des Gelobten Landes. Hinter heiligen Büchern, unter mathematischen Abhandlungen und an Bord der Voyager. Und das natürlich nach Feierabend: Guy arbeitet als Pädagoge hier auf dem Deutschen Soldatenfriedhof, wo er sein Buch auf seine Weise vorstellte.

Unser nächster Redner war Jef Vanbussel, ein ehemaliger Deutschlehrer aus Hamont. In seinem Ruhestand konnte er die frei gewordene Zeit der Heimat- und Geschichtsforschung widmen. Seine Kenntnisse der Sprache Goethes kamen ihm dabei wieder zugute. Wenn man sich mit der Geschichte unserer Regionen im zwanzigsten Jahrhundert beschäftigt, stößt man nicht selten auf Quellen auf Deutsch. Das war auch der Fall, als er die Kriegsgeschichte von Henri Vanbussel aufdeckte. Am Vorabend der vergeblichen Verteidigungskampagne im Mai 1940 wurde dieser belgische Soldat von der einmarschierenden Wehrmacht gefangen genommen und in das Stalag VIIIA in der Nähe des heutigen Zgorzelec in Polen gebracht. Achtzig Jahre später trat Jef in die Fußstapfen seines Vaters. In einem faszinierenden Vortrag erzählte er, wie zwei Generationen Vanbussel auf je eigene Weise – und in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen – in Schlesien landeten. Ein Bericht über Krieg und Gefangenschaft durch die persönliche Brille.

Der krönende Abschluss unser Wintervortragsreihe war „Eine unwahrscheinliche Freundschaft“. Ein Vortrag von Miel Andriesse und Tanja Wolterbeek. Er wurde 1942 in Eindhoven als Samuel geboren und erhielt seinen weniger jüdisch klingenden Spitznamen von seinen Pflegeeltern in Helmond. Kurze Zeit später wurden seine Mutter und sein Vater verhaftet und in Auschwitz ermordet.
Sie war die Tochter eines Eindhovener NSB-Mitglieds – eines niederländischen Nationalsozialisten -, der für den Sicherheitsdienst jüdische Mitbürger ausfindig machte. Ihre schwer verdauliche Vergangenheit führte zu einer unwahrscheinlichen Freundschaft. In diesem Vortrag erzählten sie gemeinsam ihre bewegende Geschichte.

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